Meine 3 Lieblingsfragen im Bewerbungsgespräch
Letzten Sonntag beim Familienessen hat mich mein Schwager gefragt, welche drei Fragen ich immer an einem Vorstellungsgespräch stelle. Es sind drei „simple“ Fragen mit denen ich sehr viel über den Bewerber erfahre und mir sehr helfen die Person zu erfassen.
1. Erzählen Sie mir etwas über sich
Hier zeigt sich ob sich der Bewerber auf das Vorstellungsgespräch vorbereitet hat oder nicht. Es ist eine klassische Frage mit der man unbedingt rechnen muss.
Mit dieser Frage gebe ich dem Bewerber die Chance sich in seiner beruflichen Einzigartigkeit zu präsentieren und wünsche mir aber auch, dass er die Chance nutzt. Ist er selbstbewusst, startet er ohne nachfragen mit seiner Selbstpräsentation. Ist er unsicher, stellt er Folgefragen (was wollen Sie hören, wo soll ich beginnen etc.).
Mit dieser Frage erkenne ich auch, ob die Stelle auf die er sich bewirbt seinen „roten Faden“ weiterführt und ob er die bis anhin sich angeeigneten Kompetenzen in der neuen Funktion einbringen kann. Ich höre sehr genau zu, mache mir Notizen damit ich dann die passenden Anschlussfragen zu Karriereziel, Charakter und Kompetenzen stellen kann.
Bereiten Sie sich unbedingt auf diese Frage vor. Ziehen Sie einen roten Faden durch Ihre Erzählungen. Zeigen Sie auf wie eins zum anderen geführt hat. Fassen Sie Ihre berufliche Laufbahn zusammen und tragen Sie diese mit einer selbstbewussten Selbstverständlichkeit vor; denn es ist ja Ihre persönliche berufliche Geschichte die Sie geschrieben haben und die es Wert ist erzählt zu werden. Erzählen Sie auch etwas Privates über sich, jedoch sollte dies nicht mehr als 10% bis max. 20% der Erzählung ausmachen.
2. Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?
Als Personaler erwarte ich nicht, dass jeder Bewerber ganz genau weiss, wie sein nächster Fünfjahresplan aussieht und das ist auch völlig in Ordnung. Ich möchte jedoch wissen, und darauf zielt meine Frage ab, welchen Beitrag der Bewerber für meine Firma leisten könnte und ob bzw. wie stark der Wunsch nach Weiterentwicklung ist. Diese Informationen sind sehr wichtig. Wenn ich einen Junior Projektleiter in den nächsten Jahren zum Senior bzw. Abteilungsleiter entwickeln möchte, erfordert es eine ausgeprägte Veränderungsbereitschaft des Kandidaten. Wenn ich im Gegenzug jemanden in einer klar strukturierten Sachbearbeiterfunktion suche, gewichte ich Loyalität stärker. Als Personaler habe ich für jede zu besetzende Vakanz einen idealen Zeithorizont definiert und suche demnach nach dem passenden Kandidaten.
Seien sie sich also bewusst, auf was die Frage abzielt. Überlegen Sie sich im Vorfeld deshalb, wie und ob Sie sich beruflich entwickeln möchten und was Ihnen bei einem neuen Arbeitgeber wichtig ist.
3. Warum gerade Sie?
Mit dieser Frage gebe ich dem Bewerber nochmals die Chance aus dem Vollen zu schöpfen und aufzuzeigen, dass seine Kompetenzen, Erfahrung und Motivation auf diese Stelle passen. Mit dieser Frage möchte ich nicht hören, dass er dann mehr Geld verdient, der Arbeitsweg kürzer ist etc. Diese Aspekte sind so selbstverständlich, dass sie nicht mal erwähnt werden müssen. Mit dieser Frage biete ich dem Bewerber vielmehr die Gelegenheit aufzuzeigen, dass er mit dieser Stelle und mit unserer Firma längerfristig eine Verbindung eingehen möchte. Eine Verbindung die auf stabilen Werten (Unternehmens, Führungs- und Teamkultur) beruht und er auf seinen Erfahrungen und Kompetenzen weiteraufbauen kann, welche mit seiner Motivation im Einklang sind.
Auch hier ist es wichtig, dass der Bewerber primär die Bedürfnisse der Firma in den Fokus stellt. Gehen Sie in Ihren Antworten deshalb immer auf die beruflichen Anforderungen ein. Zeigen Sie auf, was Sie anbieten und sich über die Position auf die sich bewerben im Klaren sind.
Text: Nadja Goutziomitros-Milosevic